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1. Theil 3 - S. 117

1861 - Hanover : Rümpler
117 sechsten Schäfer. - 'Sckäfer, wie gefällt dir mein Pelz?' fragte der Wolf. — 'Dein Pelz?' sagte der Schäfer. 'Laß sehen! Er ist schön; die Hunde müssen dich nicht oft unter gehabt haben.' — 'Nun so höre, Schäfer; ich bin alt und werde es so lange nicht mehr treiben. Füttere mich zu Tode, und ich vermache dir meinen Pelz.' — 'Ei sieh doch!' sagte der Schäfer. 'Kömmst du auch hinter die Schliche der alteil Geizbälse? Nein, nein; dein Pelz würde mir am Ende siebenmal mehr kosten, als er werth wäre. Ist es dir aber ein Ernst, mir ein Geschenk zu machen, so gieb mir ihn gleich jetzt.' — Hiermit griff der Schäfer nach der Keule, und der Wolf floh. 7. 'O die Unbarmherzigen!' schrie der Wolf und gerieth in die äußerste Wuth. 'So will ich auch als ihr Feind sterben, ehe mich der Hunger tödtet; denn sie wollen es nicht besser/' — Er lief, brach in die Wohnungen der Schäfer ein, riß ihre Kinder nieder und ward nicht ohne große Mühe von den Schäfern erschlagen. — Da sprach der Weiseste von ihnen: 'Wirthalen doch wohl Un- recht, daß wir den alten Räuber auf das äußerste brachten und ihm alle Mittel zur Besserung, so spät und erzwungen sie auch war, benahmen!' 71. Neinekens Geschenke. Aus Goethe's Reineke Fuchs. Werke. Stuttgart und Tübingen 1840- V, 249. — Neue Schriften. Berlin 1794. Dd. Ii. (Nach Braun ist der Kater Hinze hingeschickt und vom Fuchs gleichfalls in eine arge Schlinge gelockt worden; hierauf hat der Dachs Grimbart Neinckcn zwar glücklich hergebracht, ein Versprechen jedoch von König Emmerich's herrlichem Schatze, der bei dem Busche Hüsterlo und bei dem Brunnen Krekelborn vergraben sei, rettet den Schalk nochmals vom Galgen und bringt ihn wieder zu Ehren, so daß, als er nach Rom und übers Meer pilgern zu wollen vorgicbt, er überaus gnädig entlassen wird. Bei seinem Abschied lassen sich der Hase Lampe und der Widder Bellyn bcthörcn, ihn nach seiner Burg zu begleiten. Den Widder führt er auf kräuterreiche Weide; den Hasen nimmt er mit hinein, verzehrt ihn und steckt den Kopf des. selben in seinen mit einem künstlichen Knoten versehenen Pilgerränzel, den er dem Widder unter dem Bedeuten, cs seien wichtige Briefe darin, mit nach Hofe giebt. Als der König öffnet, wird er rasend vor Zorn, läßt den Widder todten und beschließt, den schurkischen Fuchs, über den mittlerweile zahlreiche neue Klagen ankommen, in Malepartus anzugreifen und zu ver- nichten. Da eilt der Vetter Grimbart zu ihm und führt ihn zum König, um den alle Edlen versammelt sind. Hier soll der Schelm nun ohne Gnade sterben; doch als er erfährt, der Widder sei todt, schiebt er des Hasen Ermordung auf Bellyn und sagt, er habe nicht den Kopf des Hasen gesandt, sondern die folgenden kostbaren Sachen, die der treulose Widder ve» muthlich entwendet habe, und wird unter der Bedingung für immer begnadigt, daß er in einem Zweikampf seine Redlichkeit beweisen wolle, was er auch verspricht und nach seiner Werse hält.) O mein König!' sagte darauf der listige Redner, 'Laßt mich, edelster Fürst, vor meinen Freunden erzählen, Was Euch alles von mir an köstlichen Dingen bestimmt war. Habt Ihr sie gleich nicht erhalten, so war mein Wille doch löblich.' 'Sage nur an,' versetzte der König, 'und kürze die Worte.'

2. Theil 3 - S. 148

1861 - Hanover : Rümpler
148 doch man gelangt leichter zum ziel: während alles, auch Siegfried, sich rüstet, be- giebt sich der grimme Hagen zu Kriemhilden, Siegfried’s hochherziger gemahlin, um der sitte gemäsz abschied von ihr zu nehmen, die arglose Königin, zitternd für ihres gatten leben, bittet den rücksichtslosen Knecht, in dem bevorstehenden kämpfe* doch auf Siegfried achten zu wollen, ‘zwar ist er unverwundbar; aber als ersieh im blute des drachen badete, fiel ihm zwischen die schultern ein breites lindenblatt, und auf dieser stelle ist er verwundbar, kommen nun in dichten fingen die kriegesspeere auf ihn angeflogen, so könnte doch einer diese stelle treffen; darum decke du ihn dann, Hagen, schütze ihn.’ der verräther sagt es zu und bittet, um das sicherer erfüllen zu können, möge die edle Königin auf diese stelle des gewandes ein zeichen nähen; und die liebende Kriemhilde nähet mit eigner band aus feiner seide ein kleines kreuz auf das gewand ihres gatten — sie selber nähet sein blutiges todeszeichen. am an- dern morgen reitet Siegfried mit tausend mannen fröhlich hinweg; Hagen reitet ihm so nahe, dasz er die Kleidung beschaut, und als er das zeichen der grenzenlosen liebe erblickt, ist die heerfahrt nicht weiter nöthig: zwei boten werden insgeheim wegge- schickt, die alsogleich zurückkehren und friedensbotschaft bringen; die gefolgsmann- sehaft wird statt in den krieg zu einer groszen jagd entboten, und hier wird das bu- benstück vollbracht. — Bei dem letzten abschied von der treuen gattin berichtet diese auch von schweren träumen; es sind ähnliche, als ein anderer träum war, der sie bang erschütterte, als sie in der ehrenvollen hüt und pflege dreier edler Könige kaum zur jungfrau aufgeblühet war und von Siegfried ebenso wenig wuszte, als dieser von ihr. dieser erste träum ist in der als motto vorangestellten Strophe enthalten.) In disen hohen Aren tronmte Kriemhilde, ■wie si ziige einen valken starc, seinen und wilde, den ir zwdne arn erkrummen ;1) daz si daz muoste sehen, ir enkunde in dirre werlde leider nimmer geschehen. Gunther unde Hagene, lobten mit untriuwen mit ir scharpfen gêren pern3) unde wisende;4) die recken vil halt,2) ein pirsen in den walt: si wolden jagen swîn, wa; mohte küeners gesîn? Dä mite reit ouch Sivrit in vroelichem site. herrenliche spise die fuorte man in mite, reinem kalten brunnen namens im den lip: da; bet geraten Priinhilt, des künic Guntheres wip. Do gie der degen küene, da er Kriemhilde vant. e; was nu üf gesoumet sin edel pirsgewant und ander der gesellen: si wolden über Rin. done durfte Kriemhilde leider nimmer gesin. Die sinen triutinne die kust er an den munt : ‘got la;e mich dich, frouwe, gesehen noch gesunt und mich diu dinen ougen. mit holden mägen8) din soltu kurzewilen; ine mac heime niht gesin.’ Do gedahtes an diu mære, sine torst6) ir niht gesagen, dä von si Hagen ê7) vrâgte : do begunde klagen diu edele küniginne, da; si ie gewan den lip ; dö weinte ane mâ;e des küenen Sivrides wip. Si sprach zuo dem recken : ‘lat iuwer jagen sin. mir troumte hinte8) leide, wie iueh zwei wildiu swîn jageten über beide : dä wurden bluomen rôt. da; ich sô sêre weine, da; tuot mir armen wibe not. 1 1) zerkrallten. 2) kühn. 3) baren. 4) büffel. 5) verwandten. 6) v. turren— wagen, sich getrauen. 7) früher. 8) diese nacht.

3. Theil 3 - S. 160

1861 - Hanover : Rümpler
160 haut eines ochsen, den sie vordem auf dem schiffe gespeist hatten, wickelte den herzogen darein und nähte sie zusammen; doch hatte er sein schwert neben ihn mit hinein gesteckt, nicht lange, so kam der vogel greif geflogen, faszte den ledernen sack in die klauen und trug ihn durch die lüfte über das weite meer bis in sein nest. als der vogel dieses bewerkstelligt hatte, sann er auf einen neuen fang, liesz die haut liegen und flog wieder aus. mitt- lerweile faszte herzog Heinrich das schwert und zerschnitt die nähte des sackes; als die jungen greifen den lebendigen menschen er- blickten, fielen sie gierig und mit geschrei über ihn her. der theure held wehrte sich tapfer und schlug sie sämmtlich zu tode. als er sich aus dieser noth befreit sah, schnitt er eine greifenklaue ab, die er zum andenken mit sich nahm, stieg aus dem neste den hohen bäum hernieder und befand sich in einem weiten wilden wald. in diesem walde gieng der herzog eine gute weile fort; da sah er einen fürchterlichen lindwurm wider einen löwen streiten, und der löwe schwebte in groszev noth zu unterliegen, weil aber der löwe insgemein für ein edles und treues thier gehalten wird, und der wurm für ein böses, giftiges: säumte herzog Heinrich nicht, sondern sprang dem löwen mit seiner hülfe bei. der lind- wurm schrie, dasz es durch den wald erscholl, und wehrte sich lange zeit; endlich gelang es dem beiden, ihn mit seinem guten schwerte zu todten, hierauf nahte sich der löwe, legte sich zu des herzogs füszen neben den schild auf den boden und verliesz ihn nimmermehr von dieser stunde an. denn als der herzog nach verlauf einiger zeit, während welcher das treue thier ihn mit ge- fangenem hirsch und wild ernähret hatte, überlegte, wie er aus dieser einöde und der gesellschaft des löwen wieder unter die menschen gelangen könnte, baute er sieh eine borde aus zusam- mengelegtem holz mit reis durchflochten und setzte sie aufs meer. als nun einmal der löwe in den wald zu jagen gegangen war, be- stieg Heinrich sein fahrzeug und stiesz vom ufer ab. der löwe aber, welcher zurück kehrte und seinen herrn nicht mehr fand, kam zum gestade und erblickte ihn aus weiter ferne; alsobald sprang er in die wogen und schwamm so lange, bis er auf dem flosz bei dem herzogen war, zu dessen füszen er sich ruhig nieder- legte. hierauf fuhren sie eine zeit lang auf den meereswellen, bald überkam sie hunger und elend, der held betete und wachte, hatte tag und nacht keine ruh; da erschien ihm der böse teufel und sprach: ‘herzog, ich bringe dir botschaft; du schwebst hier in pein und noth auf dem offnen meere, und daheim zu Braunschweig ist lauter freude und hochzeit; heute an diesem abend hält ein fürst aus fremden landen hochzeit mit deinem weihe; denn die ge- setzten sieben jähre seit deiner ausfahrt sind verstrichen.’ traurig versetzte Heinrich, das möge wahr sein, doch wolle er sich zu gott lenken, der alles wohl mache, ‘du redest noch viel von gott,’

4. Theil 3 - S. 262

1861 - Hanover : Rümpler
262 136. Des Chemikers Laboratorium. Von Liebig. Chemische Briefe. Heidelberg 1844. S- 85. Wenn man von den Fortschritten und der Entwickelung der neuern Chemie reden will, so kann man nicht umhin, den Mitteln und Werkzeugen, die der Chemiker zu seinen Arbeiten benutzt, eine Lobrede zu halten. Ohne Glas, ohne Kork, Platin und Kautschuk wären wir heute vielleicht nur halb so weit. Zu Lavoisier's Zeiten war es nur wenigen und zwar nur sehr reichen Leuteil, der Kost- spieligkeit der Apparate wegen, gestattet, chemische Untersuchungen zu machen. Die wunderbaren Eigenschaften des Glases kennt jedermanns durchsichtig, hart, sarblos, unveränderlich durch Säuren und die meisten Flüssigkeiten, in gewissen Temperaturen geschmeidiger und biegsamer wie Wachs, nimmt es in der Hand des Chemikers, vor der Flamme einer Öllampe, die Form und die Gestalt aller zu seinen Versuchen dienenden Apparate an. Welche kostbare Eigenschaften vereinigen sich im Kork! Wie wenig vermögen andere seinen Werth zu schätzen und seine Tu- genden anzuerkennen! Vergebens würde man sich den Kopfzer- brechen, um den Kork als ganz gewöhnlichen Verschluß einer Bou- teille durch etwas anderes zu ersetzen. Man denke sich eine weiche, höchst elastische Masse, welche die Natur selbst mit einer Substanz getränkt hat, die zwischen Wachs, Talg und Harz steht (dem Suberin), wodurch sie die Eigenschaft erhält, völlig undurchdring- lich für Flüssigkeiten, ja selbst bis zu einem gewissen Grade für alle Gase zu sein. Wir verbinden durch Kork weite mit engen Öffnungen, und mittels Kautschuk und Kork construieren wir die zusammengesetztesten Apparate von Glas, ohne dazu den Metallar- beiter und Mechanicus, Schrauben und Hähne zu bedürfen. Die Apparate des Chemikers sind ebenso wohlfeil als rasch und schnell zu Stande gebracht und erneuert. Ohne Platin wäre eine Mineralanalyse nicht ausführbar. Das Mineral muß aufgelöst, es muß aufgeschlossen, d. h. zur Auslösung vorbereitet werden. Glas und Porzellan, alle Arten von nicht me- tallischen Schmelztiegeln werden durch die zur Ausschließung dienenden Mittel zerstört, Tiegel von Silber und Gold würden in hohen Temperaturen schmelzen; das Platin ist wohlfeiler wie Gold, härter und dauerhafter wie Silber, in allen Temperaturen unserer Öfen unschmelzbar, es wird durch Säuren, es wird von kohlensauren Alkalien nicht angegriffen, es vereinigt in sich die Eigenschaften des Goldes und des unschmelzbaren Porzellans. Ohne Platin würde heute vielleicht die Zusammensetzung der meisten Mineralien noch unbekannt sein. Ohne Kork und Kautschuk würden wir den Mechanicus bei allen unsern Arbeiten nicht entbehren können.

5. Theil 2 - S. 154

1861 - Hanover : Rümpler
154 touia genannt wissen wollte,,. Nach genaueren Untersnchnngen stellte sich indessen heraus, daß die Welliugtonia nicht als eine neue Gattung, sondern nur als eine zweite Cypresseuart von Se- quoia oder Taxodium angesehen werden müsse, und deshalb gab ihr B. Seen,aun 1855 den Namen ^Sequoia Welliugtonia.' Der Stamm der Welliugtonia ist sehr gerade und mit einer Rinde bedeckt, die hoch zimmetbrann und sechzehn bis zweiund- zwanzig Zoll dick ist. Das frisch abgeschlagene Holz ist weiß, doch wird es bald röthlich und dadurch, daß mau es länger dem Wind und Wetter aussetzt, duukel wie Mahagoni. Trotzdem es weich ist, fault es doch laugsam und ist mit einem rothen, im Wasser sich auslösenden Farbstoff' erfüllt. Die jungen Zweige sind rund, etwas herabhängend und ähneln denen der Cypresse oder denen eines Wacholders. Wie es bei den meisten Zapfenbäumen der Fall ist, kommen auch bei der Welliugtonia zwei Blattformen vor: derselbe Zweig erzeugt sowohl dachige als zweizeilige Blätter. Die Blätter selbst sind abwechselnd, ausdauernd, bei jungen Pstanzen länglich-pfriemenförmig, auf dem Rücken gekielt, oben eben, aber mit einer etwas erhöhten Centralrippe versehen; bei älteren Pflanzen sind sie kleiner, kürzer, mehr zusammengedrängt, eirund-lauzett und spitz. Sowohl die niännlichen als werblichen Blüten bieten die- selben Gattungscharaktere als die der gemeinen Cypresse; dasselbe gilt auch von den Zapfen, doch sind die der Welliugtonia ge- wöhnlich etwas größer. Der Mammuthbaum hat eine beschränkte geographische Ver- breitung. Seine größte Vollkommenheit erreicht er im Mammuth- haine, der in der Landschaft Calaveras, vier- bis fünftausend Fuß über dem Meere liegt. Wer den Hain besuchen will, findet Wagen und Pferde in dem oben erwähnten Gasthause und schlägt eine Fahrstraße ein, die allmählich aufsteigend durch einen prächtigen Wald von Tannen, Cedern und Fichten, hier und da mit schönen Eichen geschmückt, sich windet. Das Thal, in welchem der Hain liegt, umfaßt etwa huudertundsechzig Acker Land und ist eine ans grober Kieselerde gebildete Vertiefung. Das Klima ist prächtig, im Sommer frei von der drückenden Hitze des niedern Landes, die Pflanzendecke bleibt frisch und grün, das Wasser ist so klar wie Krystall und fast so kalt wie Eis; die ganze Gegend wimmelt von Wild, und die Bäche find von herrlichen Forellen bevölkert. Dinge lassen sich am leichtesten durch Vergleichung mit anderen beurtheilen, und so hat denn auch ein Naturforscher vermittels einer Reihe von vergleichenden Zeichnungen die Größe der Welling- tonia zu veranschaulichen gesucht. Eine dieser Zeichnungen, nach dem Verhältnisse von 1 zu 20, stellte einen dreihundert Fuß hohen Mammuthbaum vor, an den eine Leiter von gewöhnlicher Länge angelehnt war, auf deren Mitte ein Mensch sich befand; durch Vergleich nahm die Leiter die Größe eines Spazierstöckchens, der

6. Theil 2 - S. 98

1861 - Hanover : Rümpler
98 67. Herzog von Älba bei einem Frühstück auf dem Schlosse zu Rudolstadt, im Jahre 1547. Oon Schiller. Werke. Stuttgart u. Tübingen 1838. Xi, 202. — 1847- Xi, 196. Eine deutsche Dame aus einem Hause, das schon ehedem durch Heldenmuth geglänzt und dem deutschen Reich einen Kaiser gegeben hat, war e3, die den fürchterlichen Herzog von Alba durch ihr ent- schlossenes Betragen beinahe zum Zittern gebracht hätte. Als Kaiser Karl V. im Jahre 1547 nach, der Schlacht bei Mühlberg aus seinem Zuge nach Franken und Schwaben auch durch Thüringen kam, wirkte die verwitwete Gräfin Katharina von Schwarzburg, eine geborene Fürstin von Henneberg, einen Sauve-Garde -Brief bei ihm aus, daß ihre Unterthanen von der durchziehenden spanischen Armee nichts zu leiden haben sollten. Dagegen verband sie sich, Brot, Bier und andere Lebensmittel gegen billige Bezahlung aus Rudolstadt an die Saalbrücke schaffen zu lassen, um die spanischen Truppen, die dort übersetzen würden, zu versorgen. Doch gebrauchte sie dabei die Vorsicht, die Brücke, welche dickt bei der Stadt war, in der Geschwindigkeit abbrechen und in einer größern Entfernung über das Wasser schlagen zu lassen, damit die allzu große Nähe der Stadt ihre raublustigeu Gäste nicht in Versuchung führte. Zu- gleich wurde den Einwohnern aller Ortschaften, durch welche der Zug gieng, vergönnt, ihre besten Habseligkeiten auf das Rudol- städter Schloß zu flüchten. Mittlerweile näherte sich der spanische General, von Herzog Heinrich von Braunschweig und dessen Söhnen begleitet, der Stadt und bat sich durch einen Boten, den er voranschickte, bei der Gräfin von Schwarzburg auf ein Morgeubrot zu Gaste. Eine so bescheidene Bitte, au der Spitze eines Kriegsheers gethan, konnte nicht wohl abgeschlagen werden. Man würde geben, was das Haus vermöchte, war die Antwortz seine Excellenz möchten kommen und fürlieb nehmen. Zugleich unterließ man nicht, der Sauve- Garde noch einmal zu gedenken und dem spanischen General die gewissenhafte Beobachtung derselben aus Herz zu legen. Ein freundlicher Empfang und eine gut besetzte Tafel erwarten den Herzog auf dem Scklosse. Er muß gestehen, daß die thürin- gischen Damen eine sehr gute Küche führen und auf die Ehre des Gastrechts halten. Noch bat man sich kaum niedergesetzt, als ein Eilbote die Gräfin aus dem Saal ruft. Es wird ihr gemeldet, daß in einigen Dörfern unterwegs die spanischen Soldaten Ge- walt gebraucht und den Bauern das Vieh weggetrieben hätten. Katharina war eine Mutter ihres Volks; was dem ärmsten ihrer Unterthanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs äußerste über diese Wortbrüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistesgegenwart

7. Theil 2 - S. 58

1861 - Hanover : Rümpler
58 Leiden schon bis nach Wilna gekommen war, krank und aller Be- dürfnisse niid Bequemlichkeiten für eine so lange Reise entblößt, traf sie in Wilna einen edlen rilssischen Fürsten an und klagte ihm ihre Noth. Der edle Fürst schenkte ihr dreihundert Rubel, und als er erfuhr, daß sie in Petersburg einen Vetter habe, stellte er ihr frei, ob sie ihre Reise nach Fraiikreich fortsetzen, oder ob sie mit einem Paß nach Petersburg umkehren wolle. Da schaute sie zweifelhaft ihr ältestes Büblein aii, weil es das verständigste und das kränkste war. "Wo willst bu hin, mein Sohn?' Wo du hin- gehst, Mutter,' sagte der Knabe und hatte Recht. Denn er gieng noch vor der Abreise tu© Grab. Also versah sie sich mit dem Noth- wendigen lind accordiertc mit einem Poleii, daß er sie für fünfhun- dert Rubel nach Petersburg brächte zum Vetter z beim sie dachte, er wird das Fehlende schon darauf legen. Aber alle Tage kränker auf der laugen beschwerlichen Reise, starb sie am sechsten oder sieb- ten. — "Wo b ii hingehst,' hatte der Knabe gesagt, und der arme Pole erbte von ihr die Kinder, und konnten mit einander so viel reden, als ein Pole verstehen mag, wenn ein französisches Kind russisch spricht, oder ein Französlein, wenn man mit ihm reden will ans polnisch. Nicht jeder geneigte Leser hätte an seiner Stelle sein mögen. Er war es selber nicht gern. Was anfangen jetzt?' sagte er zu sich selbst, lllmkehren — wo die Kinder lassen? Weiter fahren — wem bringen?' <Thue, was du sollst,' sagte endlich etwas in seinem Inwendigen zii ihm. Willst du die armen Kiilder um das letzte und einzige bringen, was sie von ihrer Mutter zu erbeu haben, um dein Wort, das du ihr gegeben hast?' Also kniete er mit den unglücklichen Waisen iim den Leichnam herum und betete mit ihnen ein polnisches Vaterunser, lllnd führe uns nicht in Versuchung.' Hernach ließ jedes ein Händleiu voll Schnee zum Abschied und eine Thräne auf die kalte Brust der Mutter fallen, nämlich, daß sie ihr gerne die letzte Pflicht der Beerdigung anthun wollten, wenn sie könnten, und daß sie jetzt verlassene unglückliche Kinder seien. Hernach fuhr er getrost mit ihnen weiter auf der Straße nach Petersburg, denn es wollte ihm nicht eingehen, daß, der ihm die Kindlein anvertraut hatte, könne ihn stecken lassen, und als die große Stadt vor seinen Augen sich ausdehnte — wie ein Hauderer thut, der auch erst vor dem Thor fragt, wo er still halten soll, erkundigt er sich endlich bei den Kindern, so gut er sich verständlich machen konnte, wo denn der Vetter wohne, und erfuhr von ihnen, so gut er sie verstehen konnte: Wir wissen's nicht.' — Wie er denn heiße? Wir wissen's auch nicht.' — Wie denn ihr eigener Geschlechtsname sei? 'Charles.' Der geneigte Leser will schon wieder etwas merken, und wenn's der Hausfreund für sich zu thun hätte, so wäre der Herr Charles der Vetter. Die Kinder wären versorgt, und die Erzählung hätte ein Ende. Allein die Wahrheit ist oft sinniger, als die Erdichtung. Nein, der Herr

8. Theil 2 - S. 69

1861 - Hanover : Rümpler
69 ten: seine lebensart, sein geschäft macht ilm verwickelterer be- trachtungen fähig als den wolf. in neuer läge versteht er immer neue mittel zu ersinnen und innere gewohnheit und lust im zäum zu halten; selten läszt er sich hinreiszen. nachdem er sich still und leise seiner beute genahet hat, springt er schnell und leicht auf sie los. er sammelt sich nahrung im verrath und kriecht da- mit zu baue. - er geht stets die nase gegen den wind, kennt Schlupfwinkel, hecken und rettende auswege, alle umstände einer früheren gefahr hält er seinem gedäehtnis eingeprägt, neuen ge- genständen nähert er sich scheu und langsam, jeder schritt ist ihm verdächtig; nur mit ihm unbekannter lockspeise mag er ge- fangen werden, hat er sie einmal erfahren, so ist nichts weiter damit gegen ihn auszurichten, er hat Witterung vom eisen und weisz die speise geschickt von der falle, ohne dasz es ihm scha- det, wegzunehmen. wird das getreide lang, so führt er seine jungen gern hinein. ihm ist grosze ausharrungskraft eigen; in seinem bau überfallen und belagert, steht er lieber den grausamsten hunger aus, als dasz er hervorkäme, manchmal wochenlang, nur todesnoth zwingt ihn endlich, mit seinen nägeln gräbt er neue ausgänge, dem jäger zu entrinnen, sind die nachstellungen zu häufig, so entweicht er aus dem land und findet sich eine andere, entfernte wohnstätte. auf der flucht sucht er das engste dickicht; merkt er, dasz jäger vor ihm auf dem anstand sind, so läuft er nicht ihnen vorbei , sondern thut alles um auszuweichen; oft ist er dreimal über neunfüszige mauern gesprungen, sein geruch ist scharf; wo er sonst wildbret weisz, meidet er menschen und dörfer, so gern er hühnerfleisch iszt, wegen der gröszeren gefahr. blosz für ihre jungen wagen sich fuchs und füchsin, heftige liebe besiegt dann alle ihre furcht und vorsieht, diese thiere, von ju- gend auf an blut gewöhnt, erweisen sich auf das zärtlichste ge- gen Weibchen und kinder.. 52. Der Feind. Von Scherenberg. Gedichte. Berlin 1800. ©. 24. ' Der Slblcv lauscht Aus seinem Horst; Zum Dickicht, ein; Der Fuchs still schleicht Der Keiler rauscht Zur Kesselforst; Zum Bau hinein; Aufstutzt, hinflitzt Das Kätzlein klinkt Am Ast sich fest; Das scheue Reh; Die Lössel spitzt Der Wolf, er hinkt Zum Felsennest; Der Has im Klee; Die Ente duckt Das Damwild streicht Im düstern Rohr;

9. Theil 2 - S. 218

1861 - Hanover : Rümpler
218 aufsieht, so habt ihr euer glück gemacht.’ ‘wie soll ich das an- fangen?’ sprach Hans. ‘ihr müsst ein schieifer werden, wie ich; dazu gehört eigentlich nichts, als ein Wetzstein, das andere findet sich schon von selbst, da hab’ ich einen, der ist zwar ein wenig schadhaft, dafür sollt ihr mir aber auch weiter nichts, als eure gans geben; wollt ihr das?’ ‘wie könnt ihr noch fragen,’ ant- wortete Hans, ‘ich werde ja zum glücklichsten menschen auf erden; habe ich geld, so oft ich in die tasche greife, was brauche ich da zu sorgen?’ reichte ihm die gans hin und nahm den Wetz- stein in empfang, ‘nun,’ sprach der schieifer und hob einen ge- wöhnlichen schweren feldstein, der neben ihm lag, auf, ‘da habt ihr noch einen tüchtigen stein dazu, auf dem sich’s gut schlagen läszt, und ihr eure alten nägel gerade klopfen könnt, nehmt ihn hin und hebt ihn ordentlich auf.’ Hans lud den stein auf und gieng mit vergnügtem herzen weiter; seine äugen leuchteten vor freude. ‘ich musz in einer glückshaut geboren sein,’ rief er aus, ‘alles, was ich wünsche, trifft mir ein, wie einem Sonntagskind.’ indessen, weil er seit tagesanbruch auf den beinen gewesen war, begann er müde zu werden; auch plagte ihn der hunger, da er allen verrath auf ein- mal in der freude über die erhaltene kuh aufgezehrt hatte, er konnte endlich nur mit mühe weiter gehen und musste jeden augenblick halt machen; dabei drückten ihn die steine ganz er- bärmlich. da konnte er sich des gedankens nicht erwehren, wie gut es wäre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte, wie eine Schnecke kam er zu einem feldbrunnen geschlichen, wollte da ruhen und sich mit einem frischen trunk laben; damit er aber die steine im niedersitzen nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den rand des brunnens. darauf setzte er sich nieder und wollte sich zum trinken bücken; da versah er’s, stiesz ein klein wenig an, und beide steine plumpten hinab. Hans, als er sie mit seinen äugen in die tiefe hatte versinken sehen, sprang vor freuden auf, kniete dann nieder und dankte gott mit thränen in den äugen, dasz er ihm auch diese gnade erwiesen und ihn auf eine so gute art und ohne, dasz er sich einen vorwurf zu machen brauchte, von den schweren steinen befreit hätte, die ihm allein noch hinderlich gewesen wären, ‘so glücklich wie ich,’ rief er aus, ‘giebt es keinen menschen unter der sonne.’ mit leichtem herzen und frei von aller last sprang er nun, bis er daheim bei seiner mutter war.

10. Theil 2 - S. 268

1861 - Hanover : Rümpler
268 nächsten Galgen hängen. Ein solches Bette der Ehre wollte ich mir denn doch wohl verbitten.' — Nach diesen und ähnlichen Be- trachtungen entschloß ich mich kurz, nahm die glückliche Gelegenheit war, als eine Kanonenkugel au8 der Festung einige Schritte weit vor mir vorüber nach unserem Lager slog, sprang von der meinigen auf diese hinüber und kam, zwar unverrichteter Sache, jedoch wohl- behalten bei freu lieben Unsrigen wieder an. So leicht und ¡fertig ich im Springen war, so war es auch mein Pferd. Weder Gräben noch Zäune hielten mich jemals ab, überall den geradesten Weg zu reiten. Einst setzte ich darauf hinter einem Hasen her, der querfeldein über die Heerstraße lief. Eine Kutsche mit zwei schönen Damen fuhr diesen Weg gerade zwischen mir und dem Hasen vorbei. Mein Gaul setzte so schnell und ohne Anstoß mitten durch die Kutsche hindurch, von der die Fenster auf- gezogen waren, daß ich kaum Zeit hatte, meinen Hut abzuziehen und die Damen wegen dieser Freiheit nnterthänigst um Verzeihung zu bitten. — Ein anderesmal wollte ich über einen Morast setzen, der mir anfänglich nicht so breit vorkam, als ich ihn fand, da ich mitten im Sprunge war. Schwebend in der Luft wendete ich daher wieder um, wo ich hergekommen war, um einen größern Anlauf zu nehmen. Gleichwohl sprang ich auch zum zweitenmale noch zu kurz und fiel nicht weit vom andern Ufer bis an den Hals in den Morast. Hier hätte ich unfehlbar umkommen müffen, wenn nicht die Stärke meines eigenen Armes mich an meinem eigenen Haarzopfe, sammt dem Pferde, welches ich fest zwischen meine Knie schloß, wieder herausgezogen hätte. > 187. Der jf it u 1 r. Bon Lessing. Schriften, herausg. von Lachmann. Berlin 1838—40. I, 65. Rennt dem scheuen Glücke nach! Freunde, rennt euch alt und swach! Ich nehm' Theil an eurer Müh: Die Natur gebietet sie. Ich, damit ich auch was thu, Seh' euch in dem Lehnstuhl zu. 188. Selber ist der Mann. Von Agricola. 750 deutsche Sprichwörter. Hagenau 1537. Nr. 69. Dies ist ein alt sächsisch Sprichwort: ^Selber ist der Mann.' Alle Sachen gehen frisch vor sich, wenn einer selbst seine Sache
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